Katholischer Krankenhausverband Deutschlands e.V.

STADT, LAND, KRANKENHAUS: FACHGESPRÄCH IN KÖLN

Wie gelingt eine gleichwertige Gesundheitsversorgung? Das war die Leitfrage eines Fachgesprächs, das am 30. November in Köln stattfand. Es bildete den Auftakt zur diesjährigen Mitgliederversammlung des Katholischen Krankenhausverbands Deutschlands (kkvd).

„In den Krankenhäusern spüren wir die Auswirkungen der Corona-Pandemie weiterhin“, mit diesen Worten leitete der kkvd-Vorsitzende Ingo Morell die Veranstaltung ein. Zudem verschärften die Folgen des Kriegs in der Ukraine die ohnehin angespannte Situation in den Kliniken. Doch die Lage vor Ort komme in der Politik nur begrenzt an, so Morell. Umso wichtiger sei die die Kampagne „Alarmstufe Rot“ der Deutschen Krankenhausgesellschaft gewesen, die vom kkvd und vielen katholischen Krankenhäusern tatkräftig unterstützt wurde.

Vorhaltekosten und ländliche Versorgung im Fokus

Mit Blick auf die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach angekündigte Krankenhausreform betonte Morell: „Der kkvd wird ganz besonders darauf schauen, wie die Vorhaltekosten und die Versorgung in ländlichen Regionen geregelt sind.“ Zudem werde wichtig, wie die Kompetenzen zwischen Bund und Ländern verteilt sind. Bei aller Fokussierung auf die ländlichen Räume werde der kkvd aber auch die Kliniken in den Ballungsgebieten nicht vergessen, so Morell.

Steffen Fleßa, Professor für Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement an der Universität Greifswald, berichtete von der Lage im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern. Dort müssen die Menschen in einigen Gegenden 60 Minuten bis zum nächsten Krankenhaus fahren, so Fleßa. Würden im Land alle Kliniken mit weniger als 400 Betten geschlossen, erhöhten sich die Fahrwege teilweise auf bis zu 100 Kilometer.

Empfehlung an die Politik: „Think rural“

„Wir wollen nah bei den Menschen sein, aber kleine Krankenhäuser sind zumeist unwirtschaftlich“, fasste Fleßa das Dilemma zusammen. „Think rural“ ist seine Empfehlung an die Politik, also vom Land her zu denken, weniger aus einer städtischen Perspektive. Entsprechend müssten kleine Krankenhäuser mit einer auskömmlichen Finanzierung abgesichert werden.

Zudem sprach sich Fleßa dafür aus, „Regional Health Care“ zum neuen Paradigma zu machen. Die vorhandenen Leistungserbringer in der Gesundheitsversorgung müssten vor Ort besser koordiniert und vernetzt werden, auch über Sektorengrenzen hinweg. Die Krankenhäuser sollten hier die Verantwortung jeweils für einen Bezirk übernehmen.

Prävention und Versorgung wieder zusammenbringen

Bei der Vernetzung knüpfte auch der Vortrag von Helmut Hildebrandt an. Er ist Vorstandsvorsitzender der OptiMedis AG, die Kommunen und Organisationen bei der Reorganisation der Gesundheitsversorgung berät. Hildebrandt warb für regionale Gesundheitsnetzwerke, in denen Prävention, Gesundheitsförderung und die Versorgung wieder zusammenkommen: „Solche Netzwerke müssen als Koordinator, Motivator und Integrator wirken“.

Ein Versorgungskonzept, das in städtischen und ländlichen Räumen eingesetzt werden könne, sei der Gesundheitskiosk, so Hildebrandt. Die Aufgaben seien eine niedrigschwellige Beratung und eine Lotsenfunktion bei sozialen und gesundheitlichen Problemen. Gesundheitskioske könnten zudem die Einführung von telemedizinischen Anwendungen in strukturschwachen Regionen fördern.

Fachkräftemangel als limitierender Faktor

In der Diskussion wurde deutlich, dass bei allen modernen Versorgungskonzepten der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ein limitierender Faktor ist. Zudem wurde kritisiert, dass digitale Gesundheitsanwendungen bislang zu sehr als Konsumlösung funktionieren.

Am Nachmittag fand die Mitgliederversammlung des Verbands statt. kkvd-Vorsitzender Ingo Morell schilderte, wie sich die Verbandsarbeit mittlerweile verändert hat. „Man kommt kaum noch hinterher mit der Flut an Vorlagen aus der Politik“, so Morell. Gleichzeitig seien die Fristen für Stellungnahmen so verkürzt, dass nur noch wenig Zeit für Beratung und Gespräche bestehe.

Prinzip „Medizin folgt Bürokratie“ verhindern

Der kkvd habe sich insbesondere für die Pflege eingesetzt, damit das Thema in den krankenhauspolitischen Debatten nicht hinten runterfällt. Aber auch das ethisch sensible Thema Suizidhilfe und die Psychiatrie seien wichtige Arbeitsschwerpunkte des kkvd. „Gerade in der Psychiatrie ist derzeit zu beobachten, wie durch Überregulierung das Prinzip ‚Medizin folgt der Bürokratie‘ immer mehr Einzug hält“, sagte Morell. Das gelte es zu verhindern – auch mit Blick auf die Weiterentwicklung im somatischen Bereich.

Satzungsänderungen: Geistlicher Beirat und Online-Sitzungen

Im Anschluss beriet und beschloss die Mitgliederversammlung eine Reihe von Änderungen der Verbandssatzung. So kann der Vorstand künftig bis zu zwei stellvertretende Vorsitzende berufen. Zudem ermöglicht die neue Satzung, eine Person als geistlichen Beirat zu kooptieren.

Sitzungen und Beschlüsse der Organe des kkvd sind laut neuer Satzung sowohl in Präsenz als auch digital möglich. Zudem wurde der Name des Verbands leicht geändert: Der kkvd heißt künftig Katholischer Krankenhausverband „Deutschland“, nicht mehr wie bisher „Deutschlands“. Die neue Satzung tritt mit ihrer Veröffentlichung im Vereinsregister in Kraft.

Fotos: kkvd/Gülten Hamidanoglu