22.06.2021 – Zum morgigen „Tag der Daseinsvorsorge“ fordert der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (kkvd), Kliniken mehr als bisher zu ermöglichen, selbst ambulante Leistungen zu erbringen, da im niedergelassenen Bereich vielerorts die hierfür notwendigen Ressourcen fehlten. Der Verband macht zudem deutlich, dass Daseinsvorsorge eine Gemeinschaftsaufgabe ist, die öffentliche Träger allein nicht stemmen können.
Niedergelassener Bereich hat absehbar nicht genug Ressourcen
Bernadette Rümmelin, Geschäftsführerin des kkvd: „Es ist oft zu hören, dass ein Teil der Patientinnen und Patienten in Kliniken eigentlich auch ambulant behandelt werden könnte. Das Potenzial dafür wird auf bis zu 25 Prozent der Krankenhausfälle geschätzt. Zu solchen ambulant-sensitiven Erkrankungen zählen beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen, Bronchitis und Diabetes. Dafür wären aber genügend Ressourcen im niedergelassenen Bereich erforderlich, die eine rechtzeitige, gute Versorgung zuhause leisten. Diese gibt es heute und auf absehbare Zeit jedoch nicht. Daher sollten die Krankenhäuser künftig planvoll in die ambulante Versorgung eingebunden werden. Dafür sind gesetzliche Rahmensetzungen und neue Finanzierungswege nötig, die berücksichtigen, dass Kliniken rund um die Uhr multiprofessionelle Teams und eine umfangreiche Ausstattung vorhalten. Ziel muss sein, regional Versorgungsnetze zu knüpfen, mit denen die starren Sektorengrenzen zwischen ambulant und stationär überwunden werden. Um vor Ort passgenauen Lösungen zu finden, ist regionale Gestaltungsfreiheit gefragt.“
Weiteres Potenzial für Ambulantisierung besteht bei Operationen. Dies wird auf fünf bis zehn Prozent der Krankenhausfälle geschätzt. Kliniken ist es heute schon möglich, ambulante Operationen anzubieten.
Alterung der Bevölkerung lässt Zahl stationärer Fälle steigen
„In der Strukturdebatte wird Ambulantisierung immer wieder angeführt, um einen schnellen Abbau stationärer Kapazitäten zu begründen. Doch auch wenn mehr ambulante Kapazitäten aufgebaut werden können, schreitet der demografische Wandel voran. Aufgrund der Alterung unserer Gesellschaft werden bis 2030 bis zu zehn Prozent mehr Erkrankte eine stationäre Versorgung benötigen. Aufgrund der alternden Bevölkerung wird der Rückgang der Krankenhausfälle deutlich geringer ausfallen, selbst wenn die stationären Fälle nach der Corona-Pandemie nicht mehr auf das vorherige Niveau ansteigen. Im Pandemiejahr 2020 ging die Zahl der Krankenhausfälle um rund 13 Prozent zurück,“ so Rümmelin weiter.
78 Prozent der katholischen Kliniken bei Covid-Versorgung besonders belastet
Der Tag der Daseinsvorsorge findet jedes Jahr am 23. Juni statt. Er soll vor allem den Beitrag kommunaler Unternehmen zur Sicherung der Daseinsvorsorge sichtbar machen.
„Die Daseinsvorsorge zu sichern ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Einrichtungen in unterschiedlicher Trägerschaft. Der öffentliche Sektor allein kann diese Aufgabe nicht stemmen. Das gilt ganz besonders für das Krankenhauswesen. Daher ist es wichtig, die Trägervielfalt zu stärken. Jede Trägerform hat ihre eigenen Vorteile. In den freigemeinnützigen Einrichtungen, zu denen die katholischen Krankenhäuser gehören, gehen Wirtschaftlichkeit und soziale Verantwortung in besonderer Weise Hand in Hand. Auch die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass öffentliche Träger und Universitätsklinika die Versorgung der Patientinnen und Patienten nicht allein schultern konnten. So waren 78 Prozent der katholischen Krankenhäuser im Jahr 2020 durch die Versorgung von Corona-Patientinnen und -patienten besonders belastet. Dies kann man an der Liste von Kliniken ablesen, die Mittel zur Auszahlung der zweite Corona-Prämie für Mitarbeitende im April 2021 erhalten haben. Die Pandemiebekämpfung war und ist eine flächendeckend und trägerübergreifend erbrachte Leistung,“ so die kkvd Geschäftsführerin abschließend.
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